Cannabis und AutismusViele Eltern kennen bereits die offensichtlich beruhigende Wirkung von Cannabis auf autistische Kinder und dabei spielt das therapeutisch höchst vielversprechende CBD (Cannabidiol) eine wichtige Rolle. Forschung und Medizin sind jedoch noch skeptisch, die Politik sowieso, auch wenn in einigen Bundesstaaten der USA, den Legal States, Autismus als Diagnose ausreicht, um ein Rezept für medizinischen Hanf zu bekommen. Aber was sagt die Wissenschaft konkret zu diesem Wechselverhältnis? Oft genug ist Autismus begleitet von Epilepsie und es ist zumindest ersten Ergebnissen aus Labor und Lebenswelt zufolge denkbar, dass Cannabis an dieser Stelle für eine nachhaltige Linderung der Symptome sorgen könnte.

Zwischen Sensationspresse und Fakten: Was ist Autismus?

Natürlich bringt es wenig, wenn die Presse Schlagzeilen wie „Eltern setzen zur Behandlung autistischer Kinder auf Cannabis – Trotz mieser Studienlage“ oder auch „Hanf als Wundermittel bei Autismus?“ produziert. Der Erwartungsdruck gegenüber Haschisch und Marihuana steigt angesichts der seltenen und für die Wissenschaft seit Jahrtausenden schwer verständlichen Symptome beim Autismus ungemein und wenn die Wirkung dann ausbleibt oder nur abgeschwächt auftritt, zeigen sich Eltern und Betroffene enttäuscht. Es lohnt sich deshalb zum Einstieg erst einmal das Phänomen Autismus genauer anzuschauen.

Autismus ist wissenschaftlich und damit klinisch betrachtet eine lebenslange Beeinträchtigung kognitiver, neurologisch bedeutsamer Prozesse. Das hat Einfluss auf Sprache, Verhalten und soziale Interaktion. Interessanterweise variieren die Beschreibungen durch Forschung und eben Eltern mitunter beträchtlich und es gibt zum Beispiel die Auffassung, dass autistische Kinder eigentlich gar keiner Therapie bedürfen – sondern nur als „anders“ in ihren Bedürfnissen respektvoll behandelt werden sollten. Kognitive Beeinträchtigung ist aber keine Kleinigkeit und hier ist die Sehnsucht vieler Eltern nach einem alternativen Heilmittel wie eben Cannabis absolut verständlich.

Eltern probieren Hanf für Kinder – Ist das gerechtfertigt?

Marlene Mortler, Jens Spahn und andere Anti-Cannabis Politiker werden natürlich aufzucken, aber diese Figuren haben ja entweder gar keine Kinder oder aber können sich nicht mal im Ansatz vorstellen was es heißt, einen autistischen Zögling zu betreuen. Deshalb kümmert sich die Politik in Deutschland bis dato kaum um die Zusammenhänge von Hanf und Autismus, was übrigens auch für die allermeisten anderen vielversprechenden Anwendungsmöglichkeiten von Cannabis als Medizin betrifft. Die Eltern berichten von Schlägen, Bissen, wilden Ausfällen ihrer Kids und es werden in der Regel natürlich auch zahlreiche Therapien ausprobiert, meistens ohne jeden Erfolg. Komorbide Epilepsie ist hier das Stichwort in den Fachpublikationen.

Epileptische Anfälle sind belastend für Betroffene und Angehörige. Meistens ist das in den USA dann auch der Moment bei der Diagnose, wo Eltern nach Haschisch und Marihuana greifen, schließlich sind epileptische Anfälle laut aktueller Forschung schon recht gut untersucht, wenn es um die Anwendung von Cannabis als Therapie geht. Aber ist das wirklich vielversprechend, um Autismus abschließend zu heilen oder zumindest in seinen Symptomen abzumildern? Natürlich ist die Behinderung mit ihrer neurologischen Besonderheit im engeren Sinne auch nicht durch Hanf abschließend zu heilen, das ist strukturell gar nicht möglich, wohl aber wird von einer wohltuenden Wirkung bei den beschriebenen epileptischen Anfällen berichtet.

Der Blick auf die Forschungslage

In den USA gibt es derzeit fünf Bundesstaaten, in denen qualifiziert die Diagnose Autismus für ein Rezept Medizinalhanf. Während Eltern sich hier oft über juristische Regeln hinwegsetzen, hat die Wissenschaft schon einiges zu bieten an Klarheit: Vor gut drei Jahren untersuchte eine Uniklinik in Boston das Phänomen genauer, auch und gerade die Therapiechancen mittels Cannabis. Ergebnis: Es gibt offenbar Chancen auf Besserung mittels Medizinalhanf, wenn auch bis dato nur vielversprechende Ansätze freigelegt werden! In Tierversuchen wurden Erfolge erzielt, dabei stehen Tests am Menschen jedoch noch aus beziehungsweise sind hier Verbindungen von Hanf und Autismus noch weiter zu untersuchen. So reagieren offenbar Mäuse mit Genen, die eine Mutation in Richtung Autismus aufweisen, offenbar positiv in puncto neurokognitiver Verbesserung, wenn Cannabis zugeführt wird. Freilich ist das nicht selten auch ein besonders verwinkelter Pfad der Forschung, da diese Mäuse Symptome wie beim Autismus zeigen, was aber in puncto Klassifizierung bis dato noch nicht abschließend geklärt ist. Tierversuche, das müssen wir immer bedenken, sind eben nur erste Ansätze und in erster Linie zum Sammeln empirischer Daten gut.

In der Summe reicht das bisher nicht aus, um Haschisch und Marihuana wirklich als Heilmittel und Therapeutikum an dieser Stelle zu empfehlen. Wenn alle anderen Ansätze scheitern, kann Hanf natürlich ausprobiert werden, aber niemand sollte hier sofort ein Wunder erwarten! Vorsicht ist angebracht, Reflexion ebenso und vor allem sollte die Politik endlich mal für nähere Untersuchungen sorgen, das ist man Kindern als Patienten auf jeden Fall schuldig.

Was Cannabis bei Autismus auf jeden Fall kann

Brechen wir das Ganze noch mal herunter auf die epileptischen Anfälle. Diese sind wie beschrieben oft, wenn auch nicht immer Bestandteil des Autismus. Hier ist Hanf immer eine Option, weil Cannabis nachweislich Krämpfe lindern kann. Es ist also hier ein erster, vielversprechender Ansatz und es gibt Berichte, nach denen Patienten mit Autismus und damit eben epileptischen Anfällen durch die Gabe von Cannabis in Form von CBD-Öl effektiv geholfen wurde! Es gibt zudem Leute, die vertragen die chemische Keule nicht oder sind allergisch gegen einen bestimmten Wirkstoff, was den Hanf ebenfalls ins Spiel bringt. So wird dann von Präparaten berichtet, die senken die Krampfanfälle um mehr als die Hälfte und das ist schon eine ziemlich beeindruckende Zahl für ein alternatives, natürlich gewonnenes Heilmittel.

In den beschriebenen Fällen aus Übersee hilft Cannabis bei den Symptomen von Autismus und damit Epilepsie vor allem rund um:

  • sensorische Fähigkeiten
  • Nahrungsaufnahme
  • Schlafstörungen
  • Krämpfe.

Um diese Erkenntnisse auszubauen bräuchte es mehr Forschung und da sind wir wieder beim Problem: Es müssten Kinder getestet werden im Labor, was ethisch immer so eine Sache ist und so betreiben oft die Eltern ungewollt, aber gezwungen ihre eigene Untersuchung, was als Selbstversuch durch Aufsichtspflichtige auch rechtliche Konsequenzen haben kann. Das Argument, dass Cannabis das jugendliche Gehirn schädigen kann, ist nicht einfach so von der Hand zu weisen – aber wer hilft damit den Betroffenen, die unter Anfällen extremer Natur leiden? Ärzte brauchen hier dringend neue Forschung und weitere Aufklärung.

Prinzipiell sollte Hanf aber als Alternative gerade bei schweren Krämpfen berücksichtigt werden – die aktuelle Forschungslage zu Cannabis und Autismus weist eher in eine vorteilhafte Richtung zur Anwendung solcher Präparate bei den häufig begleitend auftretenden epileptischen Anfällen und Ihr solltet im Fall der Fälle der üblichen Anti-Hanf Propaganda hier weniger Glauben schenken. Ausprobieren ist aber nicht ohne Risiko und solange wie die Wissenschaft hier noch keine abschließenden, konkreten Ergebnisse liefert bleibt die Anwendung von Haschisch und Marihuana respektive von CBD-Öl bei Epilepsie und damit auch beim Autismus eine Frage, über die Eltern und betroffene Kinder nur selbst entscheiden können. Es ist jedoch abschließend immer noch zu trennen, da Epilepsie natürlich ein anderes Phänomen ist als Autismus, diesen jedoch häufig begleitet.

 

Quellen: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19454962;

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4318349/