Mediziner für CannabisWürde dieser Tage die Jamaika-Koalition verkündet, dann könnte Euch THC.Guide die anstehende Legalisierung von Cannabis heute genau erläutern – doch es ist eben leider nur die Große Koalition, die GroKo, die es zu vermelden gibt. Was haben Schulz und Merkel hier zu einer vernünftigen Hanfpolitik zu bieten? Außerdem gibt’s erste Reaktionen auf die Forderung des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, der will Haschisch und Marihuana am liebsten freigeben – genauso wie eine Mehrzahl der deutschen Ärzte.

Große Koalition: Warum Cannabis nicht erwähnt wird

Nach gut einem halben Jahr Verzögerungstaktik durch Kanzlerin Merkel ist es nun doch zu einer Regierung in Deutschland gekommen, mit der SPD zusammen und das ist nicht nur für Cannabiskonsumenten keine sonderlich gute Nachricht. Die Anleihen-Renditen für die Bundesrepublik schnellen nach oben, das Vertrauen in diese Koalitionspartner ist gering und so bietet das absehbare Programm dann vor allem Ausgaben für Flüchtlinge und ein wenig Makulatur im Arbeitsrecht. Cannabis hingegen taucht gar nicht auf! Warum eigentlich?

Zur Drogenpolitik wird lediglich vermerkt, man wolle sich auf die Prävention von Alk, Kippen und eben Drogenmissbrauch konzentrieren – was auch immer das heißen mag! Kiffer könnten hier die übliche heiße Luft von Merkel, Schulz und Seehofer abhaken, aber vielleicht kommt es völlig überraschend zu einer Gewissensabstimmung im deutschen Bundestag? Möglicherweise wird man versuchen, die Freigabe auf diese Weise in den Raum zu stellen. Natürlich in der Hoffnung, dass die Mehrheit der Parlamentarier Cannabis als frei verfügbares Genussmittel ablehnen würde! Wir sind gespannt, was sich mit dieser GroKo tut – vielleicht ist der Spuk ja bald vorbei und Merkel endlich entsorgt, wenn auch leider nicht in Anatolien?

Mehrheit deutscher Mediziner für Cannabis Legalisierung

Richtig gut hingegen klingen diese Nachrichten: Der deutsche Ärztenachrichtendienst hat bei einer Umfrage mehr als 800 Mediziner befragt und dabei sind 53 % für eine Cannabis-Legalisierung! Zugleich gibt es 36 % Zustimmung für Hanfmedizin und gerade einmal 12 % der deutschen Ärzteschaft befürworten ein vollständiges Verbot. Diese wenigen sind wahrscheinlich die älteren Semester, die einst noch mit Branntwein kurierten, aber die überwiegende Mehrheit steht Haschisch und Marihuana sehr positiv gegenüber.

Zwischen Verboten, Hanfmedizin und Genussmittel

Bei den Fragen und Fragebögen wurden dann schnell deutlich, dass es eine Legalisierung nach Auffassung der Ärzte natürlich nur mit entsprechenden Vorschriften geben sollte. Dazu zählen eine staatliche Aufsicht, Kontrollen bei der Qualität und immer auch Angebote zur Prävention. Ab und zu wird auch auf Apotheken als mögliche Verkaufsstellen verwiesen. Auf der Gegenseite verwenden die wenigen, aber möglicherweise gut vernetzten Anti-Hanf Mediziner die üblichen, schon lange überholten Argumente, denen sich auch Bundesdrogenbeauftragte und andere Schaumschläger bedienen: Cannabis ist schädlich, macht dumm, zerstört Organe und so weiter, was in der Summe aber hier nur die Aufzählung von ideologischen Vorurteilen ist – das können wir uns sparen!

Hintergrund der Befragung: Der Ärztenachrichtendienst führte die Umfrage durch, nach dem der Bund der Kriminalbeamten eine zügige Freigabe von Hanf in Deutschland gefordert hatte. Selbstverständlich ignoriert die Bundesärztekammer die Meinung der Mediziner, das hat Tradition und ist offenbar offizielle Weisung durch den Gesundheitsminister. Ideologie und vor allem intensive Lobbyarbeit mit Big Pharma und Alkoholherstellern ist in der BRD Tradition und so dringen bis dato selbst anerkannte Ärzte mit ihren Ansichten nicht durch.

Gesundheitspolitiker attackieren Bund Deutscher Kriminalbeamter!

Da hatten sich vorige Woche auch die Gesetzeshüter stark gemacht für eine realistische und bürgerfreundliche Legalisierung von Cannabis im 21. Jahrhundert, das ist zeitgemäß, angebracht und immer auch eine Frage der Gerechtigkeit. Entsprechende Reaktionen lassen nicht lange auf sich warten, wir fassen hier kurz die idiotischsten oder offensichtlich korrumpierten Stellungnahmen einmal zusammen:

  • Die Gewerkschaft der Polizei redet von einem „fatalen Signal“ im Fall einer Freigabe.

Stellungnahme: Ähnlich die die Beamten in den Knästen wird die Polizeigewerkschaft niemals für eine Legalisierung stimmen – es gebe dann weniger Arbeit, Geld, Subventionen und Beachtung.

  • Die Gesundheitsministerin von Bayern Huml, CSU möchte den Eindruck vermeiden, es handle sich bei Cannabis um etwas völlig Harmloses und die Hemmschwelle dürfe nicht sinken.

Stellungnahme: Wie kann die bayrische Gesundheitsministerin von einer Hemmschwelle reden, wenn eine Freigabe von Hanf nur für Erwachsene in Betracht gezogen wird? Sind erwachsene Bürger prinzipiell enthemmt und auf der Suche nach dem Exzess?

  • Das Bundesgesundheitsministerium verweist auf neue Studien, die Auskunft geben zur Gefährlichkeit von Haschisch und Marihuana.

Stellungnahme: Leider sind dem THC.Guide diese Studien nicht bekannt, trotz Nachfrage erhielten wir keine Auskunft. Wohl gibt es aber unzählige Untersuchungen von höchst renommierten Forschern zum sinnvollen Gebrauch von Cannabis, gleich ob als Medizin oder als Genussmittel.

  • Auch die SPD und dann ausgerechnet noch in Form des recht behelfsmäßigen Michael Müller als Bürgermeister von Berlin lehnt den Vorstoß der deutschen Kriminalbeamten ab. Begründung: Müller hat einen Bekannten, der harte Drogen konsumiert, nach dieser einst mit Haschisch und Marihuana begonnen habe!

Stellungnahme: Man verschone uns endlich mit den privaten kleinen Horror-Shows deutscher Politiker! Jeder kennt im Bekanntenkreis Probleme, aber nur Leute wie Müller von der SPD versuchen ernsthaft, diese Erfahrungen zur Grundlage für eine bestimmte Rechtsauffassung zu machen.

Kiffer und Medizinalhanf-Patienten werden als noch eine ganze Weile inmitten dieser Auseinandersetzung auf eine Verbesserung der Rechtslage warten. Freilich zeigt sich diese Woche ganz besonders deutlich, wie weit die Politik bei Fragen wie Drogenkonsum, alternative Arzneimittel und Bürgerrechte von der Bevölkerung entfernt ist und sich stattdessen um eigene Posten, das Wohl europäischer Bürokraten und vor allem um die Flüchtlinge kümmert.