Schweiz Cannabis Wirtschaft

Trotz jüngster Ablehnung von Hanf als Genussmittel durch ein Gesundheitsgremium diskutiert die Schweiz über Möglichkeiten einer legalen Cannabis Wirtschaft (Bild von Steve Buissinne auf Pixabay).

Kürzlich hatten wir berichtet, dass eine wichtige Kommission im Bereich Gesundheit von einer Legalisierung beim Hanf abrät – doch die Diskussion über die Vorteile einer florierenden Cannabis Wirtschaft in der Schweiz werden trotzdem intensiv analysiert. Dabei geht es nicht einfach nur um mögliche Jobs, um Steuereinnahmen und Innovationen wie das meistens bei solchen Schätzungen der Fall ist. Wie nämlich würde sich der Konsum bei den Eidgenossen entwickeln, welches Niveau erreichen die Preise für Haschisch und Marihuana bei legalem Verkauf? Und setzen sich am Ende die Realisten gegenüber den Ideologen durch und kommt die Schweiz zu einem fairen Modell beim Hanf für Erwachsene?

Die Irrwege der Schweizer Cannabis Politik

Schon seit Jahrzehnten diskutiert man im kleinen, aber feinen Alpenland über die Legalisierung von Cannabis. Die Politik ist dabei recht gespalten und zurzeit sind die Produktion, Weitergabe und selbst der Konsum von Hanf noch untersagt. Immerhin darf bei Produkten aus dem Nutzhanf ein THC-Gehalt von bis zu 1% vorhanden sein, das ist nicht so ganz idiotisch minimal wie etwa in Deutschland. Aber jüngst kam es zu einer Stellungnahme einer Kommission, die lehnte eine Vorlage aus dem Bundesrat zum Hanf und mögliche Pilotprojekte zum Verkauf an Erwachsene ab. Geplant ist eine Wiederaufnahme der Debatte im neuen Nationalrat nächsten Monat, wenn sich das Parlament nach den Wahlen konstituiert.

Mehrheiten pro Hanf auf dem Fragebogen: Beflissene Cannabis Aktivisten haben das mal zusammengezählt und herausgefunden, dass von den 189 Kandidaten für den Nationalrat mehr als Leute entweder pro Legalisierung sind oder sich zumindest eine solche Öffnung unter Umständen vorstellen können. Ob daraus dann eine echte Mehrheit wird, bleibt abzuwarten – Politiker taktieren auch in der Schweiz und in Deutschland kennen wir beim Hanf die üblichen großspurigen Versprechen etwa von den Grünen, die dann nach der Wahl regelmäßig nichts tun für Kiffer und Cannabispatienten.

Wirtschaftliche Aspekte im Blick

Wissenschaftler von Schweizer Universitäten rechnen vor, dass der Staat wohl etwas mehr als 300 Millionen Franken im Jahr kassieren würde bei Haschisch und Marihuana legal. Dabei wird der Konsum pro Jahr wohl auf etwa 60 Tonnen Gras geschätzt und ein Preis pro Gramm von etwa 11 Franken angenommen. Umsätze von über 600 Millionen Franken dürften dann gut die Hälfte an Steuern abwerfen und damit könnte die Schweiz zum Beispiel den Franken gegenüber dem Euro schwächen, damit die Leute auch weiterhin die ansonsten immer teureren Uhren kaufen aus dem Land in den Alpen.

Schwieriger wird es bei der Berechnung der Steuern nach Anteilen. Experten vermuten einen steigenden Konsum bei Cannabis legal und die Anbieter von Hanf würden mit billigen Preisen das noch befeuern. Die Abgaben dürfen hier weder zu hoch noch zu niedrig ausfallen, damit sowohl der Schwarzmarkt wie auch eine Überproduktion verhindert werden. Im Moment können die Leute zwischen Zürich und Bern Cannabis kaufen für etwa 11 Franken das Gramm und die Ökonomen halten dabei etwa 5 Franken für eine faire Besteuerung, was den Preis für das Gras auch nach einer Legalisierung in dem aktuellen Niveau halten dürfte.

Welche Besonderheiten ergeben sich beim legalen Hanfkonsum?

Hier machen viele Politiker gerne die Panikkiste auf und verschrecken die alkoholselige Bevölkerung, natürlich nicht mit Fakten, sondern mit angeblichen Mega-Risiken durch Cannabis. In der Schweiz hat gut ein Drittel der jungen Leute mit Kiffen Erfahrung, die Raten liegen beim Konsum stabil und jegliche Verbote haben nichts verändert. Um beim Thema Legalisierung immer noch etwas Druck auf dem Kessel zu lassen, zitieren einige Schweizer Politiker eine lange Liste aus Kanada mit möglichen Gefahren durch den Hanf, wild und willkürlich zusammengepappt:

  • Depressionen,
  • Probleme mit Bewegungsabläufen,
  • Angststörungen,
  • Schizophrenie,
  • Abhängigkeit und
  • Hodenkrebs.

Nun ist das vor allem eine Sammlung und weniger eine empirische Untersuchung, aber offenbar soll die Nennung aller Risiken mit rein in die Debatte, auch wenn diese selbstverständlich mal wieder alle positiven Studien ignoriert. Von Chips und Bier und Zigaretten werden Leute auch krank, wenn sie das Maß nicht kennen – warum sollte das beim Cannabis anders sein? Faktisch könnte eine legale Verfügbarkeit den Hanfkonsum steigern und die neuen, superstarken Sorten mit hohem Anteil THC wie in den USA verkauft sind mit Sicherheit gerade für heranwachsende Gehirne kein Segen. Zugleich wird das Gras aber kontrolliert, sauber und ordentlich produziert und viele vorgebliche Gefahren durch legales Cannabis sind wohl eher Verwerfungen der seit vielen Jahren praktizierten Verbote auch in der Schweizer Drogenpolitik.

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