Cannabis Aktien Dotcom-Blase

Lässt sich die Krise bei Cannabis Aktien mit der Dotcom-Blase vor gut 20 Jahren vergleichen und was ist für Anleger beim Hanf besonders wichtig? (Bild von Free-Photos auf Pixabay).

Es ist zwar schon gut 20 Jahre her, aber die damalige Dotcom-Blase an der Börse wird heute gelegentlich mit dem Aufstieg und Fall der Cannabis-Aktien verglichen. Ende der 90er Jahren waren bekanntlich Firmen, die nur Hundefutter aus der Garage online verkauften, mehr wert als Unternehmen wie Siemens. Beim Hanf waren ganz ähnliche Bewertungen vor einigen Monaten gleichfalls zu beobachten. Viel Marketing, noch mehr Fantasie auf dem Parkett und ein starkes Abweichen des Aktienkurses von den eigentlichen Geschäften – fertig ist die Suppe der Dotcom-Blase. Können wir das mit dem letzten Boom bei Cannabis Aktien wirklich vergleichen und steht der ganz große Pleiterausch gar noch bevor?

Ein Blick auf das Wachstum der Cannabis Branche

Bei den Internetfirmen damals am Neuen Markt und an der NASDAQ ging es allein um Wachstum und Bekanntheit, während das Hanf Business heute mit rechtlichen und vor allem logistischen Herausforderungen zu tun hat. Ein Auf und Ab der Kurse an der Börse ist die Folge und natürlich haben Cannabis Firmen große Schwierigkeiten, das Gras zu exportieren und schon allein der Transport quer durch die USA ist wegen der Rechtslage auf Bundesebene praktisch unmöglich. Es drohen Überproduktion und Verluste, hohe Kosten und immer wieder Verzögerungen.

Dazu gibt’s bis dato immer noch keine funktionierende Kreditwirtschaft beim Hanf, während Unternehmen wie letsbuyit.com oder auch Priceline und eToys vor 20 Jahren Kredite praktisch aufgezwungen wurden. Allerdings wird das früher oder später beim Cannabis gelöst, weil die ökonomischen Interessen wohl überwiegen und die Politik sich am Ende doch bewegen muss.

Gründe für das Ende der Dotcom-Unternehmen: Hier war nicht die Rechtslage das Problem, sondern unter anderem der Leitzins, die zunehmend negativeren Hinweise von Brokern, die schwache Beschaffenheit der Firmen und so wurden damals immerhin rund 5 Billionen Dollar an diesen neuen Märkten innerhalb von wenigen Monaten vernichtet. 

Die Herausforderungen beim Marketing

Hier haben sich viele Firmen bei der Dotcom-Blase praktisch selbst das Genick gebrochen. Riesige Summen wurden in die Werbung gesteckt, während man im Grunde genommen gar keine Einnahmen erzielte! Beim Cannabis hingegen ist Marketing erstmal beschränkt durch die behördlichen Auflagen, denken wir hier an den Jugendschutz zum Beispiel. Zugleich können die Hanf Unternehmen die Kohle für Werbung viel passgenauer einsetzen für Cannabispatienten oder eben Kiffer – Konsumenten schätzen etwa den Nachvollzug der Produktionskette, lassen sich von konkreten Angeboten und Rabatten eher überzeugen als von einer bloßen Luftnummer im Internet.

Persönliche Markenbindung ist: Cannabis hat das Zeug dazu, schließlich kiffen viele Menschen bei einer Legalisierung spezielle Sorten, kommen immer wieder in den örtlichen Fachladen oder lassen sich bevorzugt lokal von Experten beraten. Mein Gras = Mein Bier ist nicht unrealistisch und eine Beziehung zum Produkt und zur Branche ist so viel intensiver möglich als die Bindung an irgendwelche Firmen am Neuen Markt, die viel erzählten, aber wenig bis nichts lieferten.

Warum Cannabis Aktien (wahrscheinlich) keine Blase sind

Wir müssen natürlich festhalten, dass trotz der starken Kursverluste die wichtigsten Cannabis Aktien immer noch deutlich über dem Ausgabepreis notieren! Auch schätzen die Fachleute an den Börsen das globale Wachstum als massiv ein, das Potential bei einer Legalisierung in Ländern wie Deutschland, Australien oder auch Brasilien und Mexiko ist gigantisch bei einer entsprechend professionell aufgezogenen Freigabe – dauerhaft. Hanf ist ein Rohstoff, ein Nahrungsmittel, eine Medizin und eine Droge, während die Dotcom-Firmen eben nur das gewesen sind, was sich die Anleger von ihnen erhofften: Irgendwie Zukunft und deshalb kaufenswert.

Deshalb sollten wir auf die wachsenden Märkte schauen, auf Umsatz und Konsum von Haschisch und Marihuana. Gut möglich, dass allein die USA in 10 Jahren ein Drittel des weltweiten Verkaufs beim Gras ausmachen. Es gibt aber seit gut einem Vierteljahrhundert schon die Tendenz, das nächste Große Ding an der Börse extrem zu hypen und dann stürzen die Kurse erstmal ab. Denken wir an den 3D-Drucker, Blockchain oder B2B Commerce, um nur einige dem Cannabis Boom ähnelnde Gewerbe zu nennen. Unternehmen in der Hanf Branche können deshalb vor allem von der Dotcom-Blase folgendes lernen:

  • Aufbau einer Marke und Beibehaltung, kein ständiger Wechsel von Namen, Belegschaft oder gar Geschäftsfeld,
  • Realistische Projektionen beim Umsatz und Wachstum,
  • Kluges, zielgerichtetes Marketing ist die halbe Miete bei Cannabis als Medizin und Genussmittel.

Langfristig dürfte der Hanf als Wirtschaftsfaktor und kulturelles Moment kaum mehr verschwinden und die Regierungen außer in China und Singapur werden zunehmend Normalität rund um Cannabis verankern. Das bedeutet Verbraucherschutz, Transparenz und in der Summe ein höheres Vertrauen. Und warum sollten sich Haschisch und Marihuana nicht ein großes Stück beim Umsatz etwa von Bier und Zigaretten abschneiden, von der therapeutischen Verwendung und pharmazeutischen Verarbeitung ganz zu schweigen?