Cannabis Zeitempfindung

Kiffer berichten, dass Cannabis die Empfindung von Zeit beeinflusst – was heißt das und gibt es schon Forschung zum Thema Hanf und Zeitverzögerung? (Bild von mikegi auf Pixabay)

Was wir täglich tun, hat immer mit Zeit zu tun: Wie lange gehen wir joggen, zu welcher Zeit stehen wir auf und wann gehen wir ins Bett – solche und andere Aspekte werden beim Konsum von Cannabis anders wahrgenommen. Warum ist das so und auch wenn wir hier natürlich keine Zeittheorien aus Philosophie und Wissenschaft diskutieren wollen, stellt sich trotzdem die Frage: Ist Hanf ein Rauschmittel, das gerade die Reflexion gegenüber Zeit beeinflusst und gerade deshalb auch so beliebt seit Ewigkeiten?

Zeitgeschehen und Cannabis als Verzögerung

Eigentlich ist Zeit ja eine lustige Sache, schließlich ist es immer auch willkürlich, etwa die Umrundungen der Erde um die Sonne mit dem eigenen Lebensalter abzugleichen. Das Zeitempfinden gleicht dem eines ewigen Flusses, linear und immer weiter, dabei stetig unterbrochen und gedehnt. Es gibt auch sowas wie die innere Uhr, die Hypochonder besonders laut ticken hören – und hier kommt nun Cannabis ins Spiel.

Ein Rauschmittel wie Haschisch und Marihuana, das nicht einfach nur körperaktiv wirkt wie das im Hanf enthaltene CBD, das hat kreativen Einfluss auf unser Denken und Fühlen und viele Kiffer berichten bei der Einnahme von Verzögerungen im Zeitablauf. Alles fühlt sich langsamer an, ausgiebiger, intensiver – kein Wunder ist es da zum Beispiel, dass immer mehr Menschen Cannabis beim oder vor dem Sex rauchen, was dann Berichten zufolge mit besonders ergiebigem Sex einhergehen kann. Aber warum verzögert sich die Zeit in der Wahrnehmung, wenn wir Hanf rauchen?

Warum verändert sich das Gefühl für Zeit beim Hanfkonsum?

Eigentlich ist schon der Beginn beim Kiffen in der Regel der Übertritt in eine Sphäre der Ruhe und Entspannung. Es gibt auch Leute, die ziehen sich Hot Boxing rein in der Telefonzelle oder schnell mal eine Bong in der Hofpause, aber das ist dann weniger Cannabis als Mittel zum Entspannen und Relaxen, sondern eher Gruppenzwang. Klar verzerrt sich dann auch die Zeit, aber wer sich ganz lässig mit den Kumpels oder auch allein einen Joint auf dem Sofa anzündet, der erwartet natürlich keine schnellsten Runden wie bei der Formel 1.

Zugleich lässt sich im Labor zeigen, wie das THC im Hanf rapide anflutet in unseren Gehirnen und die dabei ausgeschütteten Neurotransmitter lassen wahrscheinlich die Umgebung etwas unschärfer erscheinen: Wir sind schlicht weg euphorisiert, die Synapsen feuern mit Hochdruck und zeitliche Abläufe sind da erstmal völlig unwichtig in der Wahrnehmung. Es gibt ja auch die berühmte Vergesslichkeit beim Kiffen! Dazu kommen Theorien wie beispielsweise der Ansatz, dass wir nur so viel Zeit wahrnehmen und werten können, wie wir auch Informationen haben zu unserer Umwelt und wenn wir kiffen, dann stehen die neugierigen Scheunentore offen und unser Reizempfinden ist überflutet. Erinnern wir uns mal an die Kindertage – alles war neu, spannend und zeitlich unendlich gedehnt und genau diese Empfindungen bietet Cannabis für viele Menschen.

Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

So heißt er, der berühmte Roman des Marcel Proust, den leider viel zu wenige Leute lesen, ist doch dort das Geheimnis beschrieben, das auch der Kiffer wehmütig anerkennt: Wir alle gehen im Leben auf die Suche nach der verlorenen Zeit, die wir vergeudet haben im Wissen, dass wir viel mehr machen können und wir versuchen diese Zeit wiederzufinden in den Dingen aus der Kindheit, in den Menschen, die wir schon lange kennen. Cannabis ist hier gewissermaßen ein Türöffner und macht dies leichter. In Experimenten wurde gezeigt, wie sich die Zeitwahrnehmung bei Kiffern komprimiert und wir können offenbar Empfindungen ausschalten oder eben verstärken. Ob Sativa Cannabis und Indica Cannabis hier unterschiedliche Wirkungen haben, ist nicht erforscht.

Auf jeden Fall ist Zeit als Forschungsgebiet sehr interessant und möglicherweise hilft Hanf an dieser Stelle bei der Aufklärung. Der messbare Effekt durch Cannabis auf die Wahrnehmung von Zeit kann mit Sicherheit schon bald durch eine Zusammenarbeit mit der Hirnforschung Antworten liefern. Bis dahin bleiben Haschisch und Marihuana willkommene Abwechslungen in unserer stressigen Welt, in der Zeitmanagement alles ist und in der Pausen, Verzögerungen, Unterbrechungen verächtlich belächelt werden. Kiffer können hier ganz gezielt aussteigen, zumindest temporär und wir sind gespannt, wann es dafür auch empirische Erklärungen aus dem Labor gibt zum Thema.

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