Rentner Cannabis Knast

Ein Rentner wird wohl in den Knast gehen für Cannabis – dabei hatte der Mann nur ein Gramm Gras dabei, als die Bayernpolizei Alarm schlug (Bild von pasja1000 auf Pixabay).

Letzte Woche wurde in Bayern, wo sonst, ein Hanfpatient zu einer hohen Geldstrafe wegen knapp einem Gramm Gras verurteilt. Der Delinquent freilich weigert sich, die zu entrichten und plant seinen öffentlichkeitswirksamen Aufenthalt im Gefängnis. Auch wenn das im Reich des Markus Söder in puncto fairer Drogenpolitik wahrscheinlich nichts bringen wird, darf man den mutigen Kiffer zweifellos als Hanf Märtyrer bezeichnen. Zugleich wirft der Vorgang auch mal wieder ein bezeichnend grelles Licht auf das Zusammenspiel von Justiz und Polizei, die fern aller Gewaltenteilung ganz offensichtlich beständig gemeinsame Sache machen in Bayern – wo sonst würde am Ende ein Rentner für ein Gramm Cannabis möglicherweise im Knast landen?

Kiffen auf dem Oktoberfest – die ultimative Sünde!

Der schon erwähnte bayrische Ministerpräsident kontrolliert nicht nur bei jedem Bürger, ob die Maske richtig sitzt, sondern befehligt auch die Polizeitruppen im Kampf gegen Cannabis und so dürfte dem CSU-Politiker Söder an der Spitze des Freistaats vielleicht erstmal richtig schlecht geworden sein, als er vom Vergehen des besagten Hanfpatienten hörte. Diese hatte nämlich ausgerechnet auf dem Oktoberfest gekifft letztes Jahr – dem geheiligten Tempel der bayrischen Saufkultur! Mag sein, dass dort geprügelt und vergewaltigt wird, aber bei Haschisch und Marihuana hört der Spaß auf.

Gemütlich einen Joint rauchen: Dachte sich jedenfalls der nun verurteilte, fast 70jährige Kiffer, der Gras raucht gegen die altersbedingten Schmerzen. Hanf hilft an dieser Stelle vielen Senioren, auf die giftigen Schmerzmittel aus Opiaten und Steroiden zu verzichten, aber das ist hierzulande nicht akzeptabel und so wird Jagd gemacht auf alle, die weder Pillen noch Weißbier trinken wollen. Der Diplom-Pädagoge wurde deshalb auf besagtem Oktoberfest von sechs Polizisten eingekesselt, überwältigt und dann vier Stunden lang auf der Wache festgehalten. 

Ziviler Widerstand beim Hanf und die Frage nach Gerechtigkeit

In den USA demonstrieren die Leute gerade gegen Polizeigewalt, doch bei uns kommen Cops wie bei dem aktuellen Fall mit ihren Maßnahmen durch weil sie gedeckt werden von den beschriebenen Politikern. Ein Skandal, der tagtäglich das Vertrauen der Bürger in den Staat untergräbt und der Rentner will das endlich stärker thematisieren. Bezahlt wird die Strafe von mehr als 1000 Euro für ein Gramm Cannabis deshalb nicht, er möchte lieber direkt in den Knast und dann über diese Willküraktionen in Bayern ausführlich berichten. Es wäre absurd, dass ein schmerzgepeinigter Pensionär kein Gras rauchen dürfe und es zudem noch unterschiedliche Strafbemessungsgrenzen gäbe in Deutschland.

Dies wird als in der Regel straffreie, geringe Menge Cannabis bezeichnet und weil hier die Grenzen beispielsweise in Berlin viel höher liegen als im bierseligen Bayern, sind Kiffer und Hanfpatienten faktisch im Freistaat weniger wert und haben geringere Bürgerrechte – ein grotesker Zustand in der Bundesrepublik, den der Rentner wütend anprangert. Wer Schmerzen habe, solle die Behandlung auswählen dürfen und so wird gegen das Urteil nicht nur protestiert, sondern die Initiative ergriffen. Wir warten gespannt auf den Bericht aus dem Knast. Allerdings hat die willfährige Justiz schon angekündigt, da lag bestimmt ein Anruf vor aus der Staatskanzlei, man werde das Geld mit allen Mitteln eintreiben, notfalls über Pfändung – ein Rentner, Bürger, Steuerzahler, der für ein Gramm Gras in Haft geht und über ein solches Unrechtsregime beim Hanf ausführlich berichtet, das ist den Behörden in Bayern dann doch zu heikel.

Beschlagnahmtes Cannabis: Selbst die Militärjunta in Thailand agiert in der Hanfpolitik klüger als Markus Söder und seine angeschlossenen Institutionen – gerade kommt ein Bericht rein, nachdem die Cops im Tropenparadies beschlagnahmtes Gras an Forschungseinrichtungen liefern und so das nationale Programm zur Legalisierung vorantreiben. Warum also müssen wir uns von einem Entwicklungsland unter der Herrschaft der Armee bei der Drogenpolitik aufzeigen lassen, wie es geht – während in den bayrischen Behörden das eine beschlagnahmte Gramm Hanf vom Oktoberfest in die Asservatenkammer und dann in das Krematorium wandert und es überhaupt keine Erforschung von Cannabis etwa als hochwertige Medizin im 21. Jahrhundert gibt?