Cannabis Drogenpolitik Neustart

Ist der Neustart beim Cannabis der Anfang einer fairen und respektvollen Drogenpolitik, die Konsumenten nicht mehr als Gangster betrachtet? (Bild von Gerd Altmann auf Pixabay).

Die künftige Koalition der Ampel-Parteien scheint übereinstimmenden Berichten zufolge Wort zu halten und eine Freigabe von Haschisch und Marihuana für Erwachsene in Deutschland durchführen. Ein lange überfälliger Schritt und die jahrzehntelange Mixtur aus Merkel Blockade und Fake News aus Bayern hat endlich abgewirtschaftet – wirklich? Was nämlich gerade bei uns als Durchbruch für mehr Fairness und Gerechtigkeit, Eigenverantwortung und Gesundheitsschutz rund um den Hanf gefeiert werden darf ist in anderen Staaten nur ein Zwischenschritt. Denn auch die Konsumenten anderer Substanzen werden vom Staat verfolgt, diskriminiert, eingesperrt und es gibt heute therapeutisch wie soziokulturell vielversprechende Ansätze zur Entkriminalisierung aller Drogen. Bringt der Neustart beim Cannabis also in näherer Zukunft eine Drogenpolitik, die Verbraucher von Genussmitteln nicht mehr als Kriminelle abstraft oder ist das Gras legal das höchste der Gefühle?

Das Beispiel Oregon: Konsum und Besitz von Drogen generell straffrei?

Bei uns hatte der durch die Talkshows irrlichternde Karl Lauterbach immerhin mal die Idee, nach dem Marihuana auch Kokain und Co zu legalisieren, weil dadurch die Verbraucher vor gefährlichen Streckmitteln genauso geschützt sind wie vor den Machenschaften des Schwarzmarkts und der Dealer. Ein ähnliches Konzept verfolgt der US-Bundesstaat Oregon, wo vor gut einem Jahr Haftstrafen für eine ganze Reihe von Substanzen auch jenseits von Cannabis verboten wurden, vorausgesetzt es handelt sich bei den Leuten um keine Drogenhändler mit großen, versteckten Mengen im Kofferraum um mal einen Extremfall zu nennen.

Harte Drogen wie Heroin gelten bis drei Gramm als akzeptabel, wobei ein Gramm gar nicht belangt und bis zu drei Gramm als Ordnungsstrafe behandelt sind. Experten planen dazu aber schon eine Anhebung, damit eifrige Sheriffs nicht plötzlich mit der Feinwaage anfangen, erneut harmlose Bürger zu verfolgen.

Und so werden heute weniger Schwarze und Ureinwohner drangsaliert, bekanntlich ein Volkssport bei der amerikanischen Polizei, und die Regierung stellt viel Geld für Prävention zur Verfügung. Ein aufgeklärter Bürger kann und soll selbst entscheiden, wie das Leben zu führen ist und der Staat hat nach Ansicht der Befürworter dieser Drogenpolitik kein Recht sich strafend und bevormundend einzumischen. User bekommen statt einer Strafe Hilfe angeboten und dafür steht Steuergeld bereit, es gibt Spenden und die Verbände wie Bürger arbeiten eng zusammen für eine faire Gesetzgebung.

Blaupause Hanf als Einstieg in mehr Gerechtigkeit auch in Deutschland?

Nun ist Oregon nicht allein, denn Massachusetts, Washington D.C und New Hampshire haben schon nachgezogen. Aktuell liegen Gesetzesvorlagen zur Entkriminalisierung aller Drogen auch in Vermont und Maine vor – allesamt Legal States, die vor Jahren mit einer Freigabe von Cannabis vorgelegt haben. Die Behörden beschäftigen spezielle Sozialarbeiter, die sichtlich in Problemen befindliche Süchtige anspricht und die dabei viel bessere Erfolge in Richtung eines Entzugs erreichen als die Handschellen der Cops mit dem Colt in der Hand. Sogar auf Bundesebene gibt’s bereits Initiativen aber der recht lahme Joe Biden kommt aktuell nicht mal bei Gras so richtig aus dem Knick – Fortsetzung steht also noch aus.

Und die Bundesrepublik Deutschland? Wer die Debatte in den letzten Wochen verfolgt hat kann gut sehen, wie unsere Demokratie zum Teil immer noch in den Klauen von Leuten gefangen ist, die statt aktueller Studien lieber auf persönliche Erfahrungen verweisen wollen, die den Teufel beim Cannabis weiter versuchen an die Wand zu malen und es ist sicher derzeit mehr als fraglich, ob in dieser Gemengelage noch so mutige Parteien eine Neuausrichtung in der Drogen Gesetzgebung durch bringen können. Ganze Verbände von Polizei bis Suchtforscher leben vom Verbot, von der Stigmatisierung erwachsener Menschen und können neue Ansätze weder verstehen noch nachvollziehen.

Respekt in pluralen Gesellschaften: Eigenverantwortung und Freiheit für Konsumenten statt sinnloser Strafen und Gängelei. Wir dürfen im Zuge der Cannabis Legalisierung deshalb aufmerksam zuschauen, ob sich diese ureigensten westlichen Werte auch weiterhin am Ende durchsetzen oder ob Überwachen und Strafen frei nach Michel Foucault für deutsche und europäische Politiker attraktiver sind, wie wir das ja leider derzeit geradezu paradigmatisch auch in der Coronavirus Pandemie erleben. 

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