Cannabis vor EntkriminalisierungNormalerweise sind Berichte über die Bundesdrogenbeauftragte wenig euphorisch. Marlene Mortler ist ein Betonkopf sondergleichen, verliebt in Alkohol und ohne Verständnis für Cannabis im 21. Jahrhundert. Anlässlich des aktuellen Drogenberichts schlug die Politikerin aus der CSU jedoch völlig neue Töne an, spricht von Entkriminalisierung und einem besseren Verständnis von Hanf. Sind das Nebelkerzen a la Merkel mit der Absicht zum Aussitzen oder bedeutet das eine echte Kehrwende hin zu einer Legalisierung von Cannabis in Deutschland?

Blick auf den aktuellen Drogenbericht

Zunächst erstmal ein paar Worte zum Bericht selbst. 2017 gingen in der Summe 1272 Leute an Drogen zugrunde, das ist etwas weniger als noch ein Jahr zuvor. Im Schnitt sterben mehr Männer als Frauen, dazu die meisten im mittleren Alter Ende 30. Das ist natürlich eine Menge und die Bundesdrogenbeauftragte zeigt sich entschlossen, mit präventiven Maßnahmen und stationärer Betreuung dieser Zahl abzusenken. Interessant ist freilich der Umstand, dass bis vor wenigen Jahren die Zahlen kontinuierlich zurückgingen, dann aber seit 2012 ansteigen. Hat das mit den Legal Highs und dem überall erhältlichen Crystal Meth zu tun? Im Bericht wurde vor den Designerdrogen gewarnt, deren Auswirkungen ließen sich nicht mal im Ansatz abschätzen.

Bußgeld oder Therapie: Können Kiffer bald wählen?

Neben Naloxon als Heroin-Antagonist, den erwähnten Legal Highs und ein paar anderen Drogen ging es selbstredend auch um Cannabis. Angesichts der weltweit mit großen Schritten voranschreitenden Legalisierung bemühte sich Mortler höchstpersönlich seit Jahren um die Deutungshoheit, machte sich aber aufgrund fehlender Sachkenntnis auch regelmäßig zum Affen oder sie stand da wie ein alte sture Stute auf dem Acker. Erstaunlicherweise dreht sich Marlenes Meinung nun jedoch und sie wünscht sich vor allem Aufklärung beim Hanf. Kennen wir ja schon vom Schnaps und von den Zigaretten, aber das ist legal! Warum sollten wir Steuerzahler Kampagnen finanzieren, an deren Ende keine Fairness und freie Wahl stehen – sondern lediglich Lobbyarbeit für ausgewiesene Profiteure wie eben die Bierbrauer oder auch die Pharmaindustrie?

Sucht gehört laut Mortler ans Licht der Öffentlichkeit. Bei Cannabis müsse man deshalb die Sanktionen etwas verändern und nicht mehr direkt strafen im Sinne von harten Verurteilungen beim Rauchen eines Joints. Kiffer sollen im Fall einer Straftat, die aber noch als Eigenbedarf durchgeht, wählen können zwischen einer Therapie und einem Bußgeld. Ok, klingt gut, doch im Kern zeigt dies eben auch: Marlene Mortler hat nichts verstanden! Bitte wertet diese Aussagen nicht positiv, im Gegenteil. Die Frau möchte nämlich sehr wohl weiterhin sanktionieren, kontrollieren, überwachen und strafen und mit dem Zeigefinger drohen! Wieso sollen kleine Mengen Gras sonst bestraft oder eben mit einer „Therapie“ bedacht werden? Sind alle Kiffer süchtig und verkaufen ihren Körper wie das Junkies tun?

Die Strategie ist klar: Stigmatisierung von Cannabis und dadurch Beibehaltung der alten Erklärungsmuster! Der scheinbare Sinneswandel ist nicht auf neue Erkenntnisse der Marlene Mortler, auf Einsicht und Fairness gegenüber dem Bürger zurückzuführen. Dahinter verbirgt sich die perfide Strategie Kiffer prinzipiell als krank, verwerflich, kriminell zu sehen – auch wenn die Sanktionen für diese „Straftat“ dann entsprechen gering ausfallen. Wie wäre es stattdessen mal mit einer realistischen Legalisierung, die freien und erwachsenen Bürger die Wahl der Rauschdrogen selbst überlässt?

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