Tel Aviv Cannabispäckchen

In Tel Aviv regnete es Cannabispäckchen – Hintergrund ist eine Aktion, die möchte mehr Zustimmung und fairen Umgang mit Hanf befördern (Bild von Volker Glätsch auf Pixabay).

Das Heilige Land wird offenbar von der Gottheit in guter Laune weiterhin gerne besucht, auch wenn Jahwe im Alten Testament eher eifernd und zornig daherkommt: Wie von einem guten Geist überkommen muss es sich angefühlt haben, als neulich in Tel Aviv Cannabispäckchen plötzlich vom Himmel fielen! Nicht nur eins oder zwei wie das vielleicht manchmal passiert, wenn die Hanfschmuggler versehentlich oder wegen einer drohenden Razzia an Bord Gras in die Flugzeugtoilette werfen – vielmehr hunderte Packs mit Marihuana segelten auf den berühmten Yizak-Rabin Platz hinab. Normalerweise landen dort eher Raketen aus den Katjuschas der Hamas, die mal wieder vom Gazastreifen aus in Richtung Israel ihren Zorn abfeuert, aber Hanf ist uns und allen Juden selbstverständlich lieber. Wer steckt dahinter und was sagen die Rabbiner zu der Aktion?

Hanf Aktivisten starten Projekt „Cannabis Regen“

Während in China die kommunistische Partei Silberpartikel in die Wolken kippt für schönes Wetter und in der Welt der Chemtrail-Gläubigen noch ganz anderer Staub vom Himmel fällt, hat Israel mehr Glück. Das Heilige Land ist beim Cannabis sehr liberal und das explizit auch, weil schon in der Thora über Hinweise zur Graspflanze samt göttlichem Wohlwollen berichtet wird. Wenn wir also mal wieder im Fernsehen strenggläubige Siedler sehen und diese vielleicht nicht mögen wollen wegen dem Landraub im Westjordanland, so bleiben das immerhin Menschen, die Cannabis respektieren und so vielen scheinbar modernen Leuten Lichtjahre voraus sind.

Pfiffige Aktivisten jedenfalls starten in Tel Aviv ihr Projekt „Cannabis Regen“ und wollen mithilfe einer grünen Drohne regelmäßig Marihuana unters Volk bringen. Pro Woche soll das wohl gleich mal ein Kilo Hanf sein, das verpacken die Leute zu vielen jeweils mit zwei Gramm befüllten Cannabispäckchen. Mit dieser Ladung steigt die Drohne auf über dem Häusermeer und wirft das Gras dann ab, allerdings nicht alles an der gleichen Stelle. Klingt so bisschen wie Schnitzeljagd und Actionbound in einem, aber dahinter steht natürlich ein lobenswertes Engagement pro Freiheit und Selbstbestimmung.

Wie reagieren die Behörden beim himmlischen Hanf?

Leider nicht so offen: Gerade wurde bekannt, dass die Piloten der Drohne wohl schon verhaftet wurden. Cannabis ist am Toten Meer bisher nur als Medizin legal und damit auf Rezept, aber es herrscht eine sehr hohe gesellschaftliche Akzeptanz und Gras ist überall auch als Genussmittel zu finden. Immer wieder gibt es Initiativen selbst von Netanjahu, eine echte Hanf Freigabe durchzuziehen, aber wie üblich setzt die Politik auf Verzögerung oder hält andere Dinge für wichtiger.

Bußgeld statt Bestrafung: Seit gut drei Jahren ist in Deutschland die Hanfmedizin auf Rezept erlaubt, allerdings nur an Totkranke, die auch erst nach wirklich jeder chemischen Option ein bisschen Gras gegen Schmerzen und Entzündungen bekommen – in den gleichen drei Jahren durften sich Israelis schon über eine Entkriminalisierung freuen, die im Prinzip den Anbau halbwegs toleriert. Ohnehin wächst auf vielen Dächern unter der Sonne von Jerusalem, Tel Aviv und Haifa Cannabis unter besten Bedingungen und wer mit Marihuana erwischt wird wie auch die Drohnenpiloten, bekommt nur ein Bußgeld und eben keine Strafe mehr wie früher. Wegen der Festnahme dürfe das Projekt „Cannabis Regen“ erstmal auf Eis liegen, aber vielleicht finden sich ja Nachahmer und zwingen die oft bräsigen Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung endlich zum Umdenken in Richtung einer fairen Drogenpolitik mit Respekt gegenüber den erwachsenen Bürgern? Möglicherweise können ja die erwähnten Rabbiner mit ein paar Thora Zitaten helfen.