Cannabis Legalisierung

TV-Kritik zur ARD Sendung „Hart aber Fair“ vom 23.1.23 und dem Thema Cannabis Legalisierung, das Experten und Gegner diskutierten (Bild von Elias Schäfer auf Pixabay).

Das Fernsehen hat als Format wenig Zeit und durfte sich auch zu politischen Themen lange nicht mit der überfälligen Freigabe von Marihuana in Deutschland beschäftigen. Zum Glück herrscht nun aber nicht mehr die CDU/CSU im Bund und es gibt mehr Raum für eine faire, offene Debatte in der Drogenpolitik. Selbst die ARD nimmt das nun auf und wir haben mal die neuste TV-Kritik zur Sendung „Hart aber Fair“ mit der dort diskutierten Cannabis Legalisierung für Euch. Zu sehen waren überzeugte Kiffer, ein um Sachlichkeit und Fairness bemühter Gesundheitsminister und natürlich auch ein Politiker aus Bayern von der CSU, deren Inkompetenz beim Kiffen legal dieses Mal besonders deutlich vor einem Millionenpublikum zum Ausdruck kam.

„Saufen normal, Kiffen bald legal?

Aus Perspektive der Wissenschaft wäre mehr THC statt Promille medizinisch wie sozial wohl wünschenswert, schließlich verprügeln Kiffer niemanden, verrecken auch nicht zu tausenden an Leberzirrhose oder bauen ständig schwere Verkehrsunfälle. Diese Verheerungen richtet in erster Linie Alkohol an, was allgemein bekannt und heute bestens untersucht ist.

Aus Sicht von konservativen Parteien freilich werden jedoch gerne weiter die alten, lange widerlegten Fake News zum THC wiederholt. Öffentlich-Rechtliche wie private Medien zweifellos aktiver werden und als Lüge entlarven, was viel zu lange offizielle Staatsräson gewesen ist. Gerade Sender wie ARD und ZDF haben völlig unkritisch die Meinung der Regierungen zum Gras wiedergegeben anstatt das Versagen zu kritisieren, aber diesen Stil kennen wir ja leider auch bei anderen Themen.

„Hart aber Fair“ stellte deshalb zur Legalisierung von Cannabis den Konsum von Bier und Schnaps mal zum Vergleich gegenüber und folgende Gäste diskutierten in der TV-Talkshow:

  • Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister
  • Markus Blume (CSU), bayrischer Wissenschaftsminister,
  • Nathalie Stüben, Autorin und ehemalige Alkoholikerin,
  • Sabine Ahrens-Eipper als Suchtforscherin und
  • der Rapper Curly als überzeugter Fan von Hasch und Gras.

Bekanntlich arbeitet die Regierung an einer Gesetzesvorlage zum Kiffen legal für Erwachsene und will in Zusammenarbeit mit Forschern aus Hamburg dazu bald ein entsprechendes Gutachten präsentieren. Es geht um eine Freigabe beim Cannabis Anbau und Besitz, um legalen Verkauf von Weed im Fachhandel. Für Hanf Produkte soll es Steuern geben, die wiederum in die Prävention und den Jugendschutz verbessern – beides Themen, die viele Jahre durch Bundesdrogenbeauftragte von der CSU beflissentlich ignoriert wurden.

CSU wie üblich völlig ahnungslos, aber voller Wut gegen Kiffer und Hanfpatienten

Immerhin schickte die Partei der Schnapsnasen nicht ihren größten Anti-Gras Kritiker Klaus Holetschek in die ARD-Sendung, der in den letzten Wochen mit illustren Forderungen wie Ideen für politische Tricksereien aufgefallen ist. Markus Blume von der CSU klingt im Fernsehen vielleicht etwas sonorer, präsentierte die politischen Ansichten aus Bayern aber zuverlässig ohne jede Kompetenz oder auch nur Bereitschaft, den heutigen Stand der Wissenschaft zur Kenntnis zu nehmen – wie kommt eine solche Figur auf den Posten eines Wissenschaftsministers?

So behauptete er wie üblich, der legale Verkauf von Marihuana führe zu mehr Konsum bei Minderjährigen – Studien zeigen das Gegenteil. Auch gänge es nicht zusammen, Prävention und Freigabe durchzuführen – erst durch eine Regulierung hat der Staat überhaupt Klarheit, wer wann wo was kifft. Blume war es auch nicht zu dumm zu versuchen, die Rolle von Gesundheitsminister Lauterbach in der Pandemie krampfhaft mit Cannabis verbinden zu wollen und hält einen fairen Umgang mit Konsumenten auf keinen Fall für erforderlich.

„Drogenmarkt“, „Mafia“, „Kriminelle“ – diese Termini führt die CSU im Munde wenn es um Hanf Produkte geht und wir sind froh, dass in Person des Markus Blume solcherlei Hass und Hetze sowie das maximale Nullwissen der Partei aus Bayern nun auch mal den Zuschauern vor der Glotze präsentiert wurde.

Gesundheitsminister weist Kritik zurück und bemüht sich um sachliche Cannabis Debatte

Was auch bei anderen Themen schwer ist mit den Christsozialen als Partei, der es wie in der Maskenaffäre zu sehen stets nur um das eigene Wohl geht, um Macht und Geld statt um Respekt gegenüber den Bürgern. Karl Lauterbach hatte es deshalb bei „Hart aber Fair“ nicht leicht gegen die Dummheit aus Bayern, verwies auf sein enormes Arbeitspensum und erinnerte daran, dass vom CSU Mann Blume kritisierte Mängel im Gesundheitswesen gerade durch den früheren Minister Jens Spahn verursacht sind! Der hat nämlich nicht nur hunderttausende Menschen auf dem Gewissen, die zwischen Lockdown, Maske und Impfschäden vergessen wurden, sondern bis dato keinerlei Entschuldigung zum willkürlichen Agieren der CDU/CSU während der Pandemie zustande gebracht.

Lauterbach benennt klar, was jeder vernünftig denkende Mensch in Deutschland nachvollziehen kann: Volljährige entscheiden selbst über ihre Genussmittel und lassen sich auch durch die Bierpolizei aus Bayern vom Kiffen nicht abbringen, müssen daher beim Cannabis kaufen genauso geschützt sein als Verbraucher wie die Trinker bei der CSU. Viele Studien bestätigen, dass eine Freigabe von Gras den Schwarzmarkt austrocknet.

Suchtexperten und Zivilgesellschaft sind für die Cannabis Legalisierung

Ganz ähnlich argumentiert die Psychotherapeutin im TV-Talk und verweist auf kiffende Jugendliche, denen Dealer nicht nur Streckmittel verkaufen, sondern eben auch jederzeit harte Drogen. Präventive Maßnahmen würden aber ziehen, wenn sie sowohl frühzeitig ansetzen wie auch immer echte Aufklärung statt CSU Schwindeleien in den Mittelpunkt stellen. Polizisten mit erhobenem Zeigefinger und Handschellen im Klassenzimmer sind beim THC genauso kontraproduktiv wie vorgebliche Experten, die Cannabis als „Einstiegsdroge“ oder übertrieben riskant beschreiben. Junge Leute wissen meistens ohnehin schon Bescheid beim Kiffen und werden staatlichen Organen bei deren Fake News noch weniger Glauben schenken.

Rap-Musiker Curly berichtet vom Weed in seinen Texten und kritisierte, wie mündige Menschen in der Bundesrepublik beim Gras kaufen abgezogen werden, vergiftet und vieles mehr – Markus Blume hielt dem entgegen, man müsse einfach noch mehr auf Bürger wie Dealer mit dem Schlagstock einprügeln, gibt’s doch zwischen Usern wie Verbrechern doch nach Ansicht dieses Politiker keinen Unterschied.

Beim Vergleich mit Alkohol schneiden Hanf Produkte weit besser ab

Niemand ist gezwungen sich zu berauschen, aber ein bisschen mehr Realismus im Umgang mit potentiellen Suchtmitteln wäre angebracht. Kiffen zu verbieten ohne zur Begründung dafür auch nur Studie vorzulegen ist absurd wenn im gleichen Atemzug Alkohol überall zu haben ist, der nachweislich enorme Schäden anrichten kann. Die Schriftstellerin in der Sendung erzählte von ihrer Alkoholabhängigkeit hält den quasi normalen, völlig unkritischen Umgang mit Schnaps und Wein wie bei der CSU üblich für sehr riskant – selbst das manchmal empfohlene Gläschen Rebensaft am Tag sei laut heutiger Forschung keineswegs hilfreich oder harmlos wie gerne behauptet. Wenn die Politik konsequent wäre, gäbe es Beschränkungen beim Bierverkauf in Form von höheren Preisen, Werbeverboten und ähnliche Schockfotos wie heute schon auf der Packung Zigaretten.

Für versoffene CSU Politiker wie Blume natürlich die Apokalypse, für Karl Lauterbach hingegen denkbar, aber im Moment schlicht aus Zeitgründen nicht zu schaffen – gefragt seien zum Thema weniger Promille auch Kollegen in der Regierung, die wie beispielsweise Marco Buschmann von der FDP faul in ihren Ressorts rumsitzen statt endlich mehr zu tun für Kiffer, Hanfpatienten und durch den Aufruf zum Saufen aus Bayern gefährdeten Bürgern in der Bundesrepublik.